Russischer Abend mit der Musikgemeinschaft Marl

Zwischen Trauer und Tragik, passend zum Volkstrauertag, und strahlendem Glanz fröhlicher Volksmusik changierte das jüngste Orchesterkonzert der Marler Musikgemeinschaft, das am Samstag Abend im Theater sein Publikum begeisterte. Unter der bewährten Leitung von Armin Klaes interpretierte das Orchester einen überzeugenden "Russischen Abend".

Jenseits ausgetretener Pfade klassischer Konzertliteratur wagt sich die große Marler Musikfamilie immer wieder auch mutig und selbstbewusst an modernere Raritäten. An Sergej Rachmaninoffs Symphonische Dichtung "Die Toteninsel" zum Beispiel. Nach Michael Glinkas kurzer Spanischer Ouvertüre Nr. 2 "Erinnerung an eine Sommernacht in Madrid" voll tänzerischen südländischen Kolorits lotete die Musikgemeinschaft die Tiefen von Trauer und Tod aus.

Inspiriert hatte den Komponisten einst das berühmte Gemälde "Die Toteninsel" von Arnold Böcklin. Mit schönen solistischen Sequenzen machten die Musikerinnen und Musiker das Plätschern des Wassers hörbar, setzten die Fahrt eines Bootes durch die Nacht in klingende Bilder um. Schrille Instrumentierung lässt immer wieder das Dies Irae-Motiv aufblitzen, die Mahnung an den herannahenden Tag des Jüngsten Gerichts.

Passend zur November-Trauertage-Stimmung begann der zweite Teil des Konzertabends mit Camille Saint-Saëns "Danse macabre" op. 40, in dem der Tod im Strudel eines bizarren, schrägen Walzerklangs Geige spielt. Ein unheimlicher Spuk, den das Orchester unter Leitung von Klaes überzeugend in Szene zu setzen wusste.

Den wirbelnden Schlusspunkt setzten Modest Mussorgskys populäre "Bilder einer Ausstellung", die Klaes und sein Klangkörper in orchestrale Klangpracht verwandelten. Graziös ließen die Musiker die Küchlein tanzen, wuchtig den Gnom toben und gespenstisch das römische Grab erscheinen. Die Bilder verlangten vor allem den Bläsern ein hohes Maß an Konzentration und Präsenz ab.

Feurig und farbig beschloss das effektvolle "Große Tor von Kiew" den Abend, das nach großem Beifall gleich noch einmal als Zugabe erklang.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 14.11.2004.
Von Elisabeth Höving.


Zurück zum Pressespiegel
Zurück nach Hause