Zwischen Orient und Okzident

Musik: Freundschaftskonzert in Marl
Von Stefan Pieper

Ein rauschendes musikalisches Fest der Begegnungen unter Federführung der Marler Musikgemeinschaft vereinigte jetzt im Marler Theater das hiesige Musikleben mit einer beachtlichen klassischen Musikkultur, wie sie in der Türkei gewachsen ist. Das Opernorchester der Stadt Izmir war nach Deutschland gekommen, um im Theater Marl zum klingenden Botschafter der Kulturen zu werden. Neugierig auf das, was in der Türkei musikalisch geschieht, machte die erste Hälfte des gewichtigen Programms. Fahrettin Kerimov, Dirigent des Opernorchesters der Stadt Izmir, griff alte Lieder des 13. Jahrhunderts auf, um sie ins sinfonische Großformat zu transformieren.

Alte türkische Musik, dargeboten von Solisten, die eben nicht die traditionelle Ausdrucks- und Phrasierungsweise erlernt haben, sondern an der klassischen Herangehensweise des Opernfaches geschult sind - das musste, gepaart mit einer farbenreichen Instrumentierung, auf ein fulminantes "Crossover" zwischen Orient und Okzident hinaus laufen.

Hatte vor der Pause der türkische Chefdirigent Fahrettin Kerimov sein Orchester dirigiert, so wechselte die Besetzung nach der Pause komplett, denn jetzt waren die Marler dran, und damit wechselte auch die musikalische Farbe: Beethovens Fantasie für Klavier, Chor und Orchester c-Moll op. 80. eröffnete ein wagemutiges Spiel mit musikalischen Formen, bei dem sich der spieltechnisch stark geforderte Pianist und ein bestens aufgelegtes Orchester scheinbar gleichberechtigt gegenüber standen. Der junge Pianist zeigte sich als mit allen Wassern gewaschen, obschon er sein anfängliches Lampenfieber nicht ganz verbergen konnte.

Ein renommiertes türkisches Orchester
Symbolträchtig war der Höhepunkt dieses deutsch-türkischen Konzertes. Armin Klaes dirigierte eines der renommiertesten Orchester aus der Türkei mit "seinem" Musikgemeinschafts-Chor in Beethovens Neunter Sinfonie. Und die Basis funktionierte, auf der Klaes mit den Musikern aus Izmir lustvoll und mutig arbeitete, um die hochkultivierte Spielkultur der Türken auszuschöpfen, die dramatischen Entwicklungen voran zu treiben, und ein großartiges Panorama zu schaffen.

Quelle: Buersche Zeitung, Donnerstag, 11. Juli 2002


Zurück zum Pressespiegel
Zurück nach Hause