Ein eindrucksvolles Solo-Debüt!
MARL: Annabel Bialas und die Marler Musikgemeinschaft brillierten mit Joseph Haydns Trompetenkonzert
Von Stefan Pieper
Für junge Musikerinnen und Musiker ist es immer ein Glücksfall, wenn ein großes Sinfonieorchester
für den virtuosen Soloauftritt bereitsteht. Aktuell hatte die Trompeterin Annabel Bialas ihren Bravourpart
beim jüngsten Orchesterkonzert der Marler Musikgemeinschaft.
Die gebürtige Gelsenkirchenerin ist mit dem Klangkörper aus Marl ohnehin schon lange verwachsen. Ein
energetisch-selbstbewusstes Spiel ist bei ihr zum "Markenzeichen" geworden - und immer dann bei den
Musikgemeinschafts-Konzerten gefragt, wenn besonders anspruchsvolle Parts für dieses hohe Blechblasinstrument
in der Partitur stehen. Joseph Haydns Es-Dur-Trompetenkonzert kam als Herausforderung für die gebürtige
Gelsenkirchenerin gerade recht.
Haydn wollte bei dieser Komposition die Ausdrucksmöglichkeiten der Trompete erweitern, weil nämlich der
Instrumentenbau gerade einen neuen Fortschritt erfuhr: Mit neuen Klappen ausgestattet, konnte nun auch chromatisch
und in vielen unteschiedlichen Tonarten gespielt werden. Also ist dieser Solopart gespickt mit differenzierter
Melodik, Chromatik und engen Tonabständen, wo es auf höchste spielerische Präzision ankommt.
Für Annabel Bialas kam all dies wie gerufen. Unerschütterlich, aber auch mit viel Leichtigkeit ließ
ihr Spiel die Melodien und Läufe erstrahlen und sie zeigte auch im langsamen Mittelsatz, wie weich und
zurückgenommen es sich auf einer Trompete musizieren lässt - ein eindrucksvolles Debüt in Marl, bei
dem sich das Orchester sehr hellhörig und kontrolliert der Sache annahm!
Wolfgang Endrös' Dirigat sorgte für eine gute Balance der melodischen Linien zwischen Solist und Orchester.
Sehr stimmig wurde dieses Solo-Highlight "vorbereitet" von einem kantabel musizierten Variationszyklus
über ein Haydn-Thema aus der Feder von Johannes Brahms.
Ähnlich routiniert, einfühlsam und konzentriert interpretierte das Orchester dann Mozarts Sinfonie
Nr. 39, wobei die Blechbläser auch, historisch korrekt, klappenlose Naturhörner zu Einsatz brachten, wie
sie zu Mozarts Zeit üblich waren.
Übrigens ist auch Mozarts Sinfonie Nr. 39 eine Hommage an den hochverehrten Joseph Haydn - darüber gab
der von Wolfgang Endrös fundiert abgefasste Einführungstext im Programmheft Aufschluss.
Quelle: Marler Zeitung, 05.03.2018
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