4. SinfonieKonzert der Musikgemeinschaft Marl
Haydns Jahreszeiten: Bäuerliche Zecherei und Gewittersturm
'Seht, wie der strenge Winter flieht...' - diese verheißungsvolle
Feststellung eröffnet hoffnungsfroh das weltliche Oratorium 'Die
Jahreszeiten' von Joseph Haydn. Chor und Orchester der
Musikgemeinschaft Marl unter der Leitung des MGM-Dirigenten Wolfgang
Endrös werden am kommenden Samstag, 16. März um 19 Uhr im Theater
der Stadt Marl versuchen, mit der Aufführung dieses prächtigen
Werkes den Winter nunmehr endgültig auszutreiben.
Der überwältigende Erfolg seines ersten Oratoriums 'Die Schöpfung'
veranlaßte den damals bereits in ganz Europa berühmten Joseph
Haydn, ein weiteres Oratorium zu komponieren. Das Libretto stammte
aus der Feder von Gottfried van Swieten, der seinerseits das Versepos
'the seasons' des englischen Dichters und Theologen James Thomson
übersetzte und bearbeitete.
Die Darstellung des Menschen - repräsentiert durch die Landleute Hanne,
Lukas und Simon - und seines Lebens im Einklang mit der Natur,
abhängig vom Ablauf der Jahreszeiten, ist das ganz diesseitige
Grundthema des Oratoriums. Eine weitere Bedeutungsebene stellt die
menschlichen Lebensalter Jugend, Erwachsensein, Reife und Tod in
einen direkten Zusammenhang mit den Jahreszeiten. Das durch viele
stimmige Naturschilderungen lebendige, äußerst lebensbejahende
Werk, in dem sich üblicherweise Rezitative mit Arien und Chor- und
Orchestersätzen abwechseln, mündet in einen vom Chor vorgetragenen
Ausblick auf das neue Licht, das den Menschen nach der diesseitigen
Mühsal und Plage erwartet.
Von der Frühlingssehnsucht am Anfang des Werkes bis zur finalen
Überhöhung der Erwartung des neuen Lichts spannt sich ein Bogen
höchst irdischer Ereignisse, die Haydn musikalisch genial in Szene
setzt, wie das Jagdlied, das Weinfest mit tanzenden Bauern und einen
wütenden Gewittersturm.
'Einen so komischen Kontrapunkt und eine so besoffene Fuge habe ich noch nie
geschrieben', soll Joseph Haydn über Teile seiner Jahreszeiten
gesagt haben. Die Komposition ging dem österreichischen Meister
nicht so recht von der Hand, immerhin ging er auf die siebzig zu und
war gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe. Seine
Jahreszeiten-Musik jedoch zeigt ihn auf der absoluten Höhe seiner
Kunst, die gleichermaßen durch handwerkliche Perfektion und
schöpferische Kraft besticht.
Uraufgeführt wurden 'Die Jahreszeiten' am 24. April 1801 in Wien.
Für die Aufführung des Oratoriums 'Die Jahreszeiten' von Joseph
Haydn konnte die Musikgemeinschaft Marl namhafte Solisten
verpflichten: Die Hanne wird gesungen von Nadja Choi, Sopran, Andreas
Post, Tenor, verkörpert den jungen Bauer Lukas und mit Harald
Martini, Bass, ist die Rolle des Pächters Simon besetzt.
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