MUSIKGEMEINSCHAFT MARL: KONZERT IN DER KIRCHE
Schuberts Es-Dur-Messe
Individuelle Glaubenssicht des Romantikers
Ein singuläres Werk
der romantischen Kirchenmusik des frühen 19. Jahrhunderts steht auf
dem Programm der Musikgemeinschaft Marl: Chor, Orchester und ein
vorzügliches Quintett von Gesangssolisten werden am kommenden
Sonntag, 9. Juni, 18 Uhr, in der St.-Heinrich-Kirche in Marl-Drewer
die große Messe Nr. 6 in Es-Dur von Franz Schubert aufführen. Die
musikalische Leitung liegt bei Wolfgang Endrös, dem künstlerischen
Leiter der Musikgemeinschaft.
Mit der Komposition der
Es-Dur-Messe begann Schubert im Juni 1828, er vollendete das Werk,
das zu seinen bedeutendsten Schöpfungen zählt, im Herbst des
gleichen Jahres, das auch sein Todesjahr werden sollte. Die Messe war
bestimmt für einen 1828 neu gegründeten 'Verein zur Pflege der
Kirchenmusik' und sollte in der Dreifaltigkeitskirche in der
Alser-Vorstadt bei Wien gesungen werden. Die Uraufführung am 4.
Oktober 1829 unter der Leitung von Franz Schuberts Bruder Ferdinand
erlebte der Komponist allerdings nicht mehr. Spät, erst 1865,
erfolgte dann die Veröffentlichung der Messe Es-Dur.
Mit seiner 'Missa solemnis', wie Schuberts Es-Dur-Messe auch genannt wird, lässt sich
der österreichische Komponist gleich mehrfach von den überkommenen
Traditionen im Sinne der kirchenmusikalischen Werke von Haydn, Mozart
und auch Beethoven. Er interpretiert ganze Textpartien individuell,
die Messe wird zur persönlichen, zur subjektiven Aussage. Dazu trägt
auch die ganz besondere Tonsprache bei, derer sich Schubert hier
bedient: Er verzichtet im Orchestersatz auf die hellen, freundlichen
Flöten, dafür erhalten die Fagotte ein besonderes Gewicht,
verstärkt noch durch den Einsatz von Posaunen. Es entstehen düstere,
Schrecken auslösende Szenarien und visionäre Traumbilder, die im
tiefen Kontrast zur 'frohen Botschaft' stehen.
Schubert betritt mit
der Es-Dur-Messe musikalisches Neuland. Vieles in der Komposition
weist auf den genialen 'Architekten' der spätromantischen
Symphonik, Anton Bruckner, hin, so die groß angelegten, gewaltigen
Steigerungen beispielsweise im Sanctus. Diese könnten durchaus auch
in der f-moll-Messe des Linzer Meisters ihren Platz haben.
Für die Aufführung
der Es-Dur-Messe durch die Aktiven der Musikgemeinschaft konnten als
Solisten-Quintett gewonnen werden: Magdalene Harer, Sopran, Julia
Husmann, Mezzosopran, Robert Reichinek, Tenor, Taejun Sun, Tenor und
Thomas Demmler, Bass.
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